06.08.2024 - Schwäbische Zeitung - Bernd Baur
Dem ASB setzt der Fachkräftemangel zu
Der Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Oberschwaben Nord hat ein anstrengendes Jahr 2023 hinter sich. Besonders der Fachkräftemangel macht der Hilfsorganisation zu schaffen.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) im Landkreis Biberach bietet seine Dienste für die Versorgung der Menschen zuverlässig und tatkräftig an. Auch im Jahre 2023 hat der ASB alle Anstrengungen unternommen, um die Bandbreite seiner Dienste in dem gewohnten Maß aufrecht zu halten und getreu dem Motto „Wir helfen hier und jetzt“ den Menschen zur Seite zu stehen.
„Zusammen mit diesem Ziel sind wir ein starkes Team“, würdigte ASB-Vorsitzende Diana Seichter-Mäckle den Einsatz der ASB-Beschäftigten bei der Mitgliederversammlung. Diese fand in der fast 60-jährigen ASB-Geschichte erstmals nicht an der Gründungsstätte in Orsenhausen, sondern in dem 2023 fertiggestellten Erweiterungsbau des Seniorenzentrums „Sofie Weishaupt“ in Schwendi statt.
Beim Rückblick auf die Arbeit im Jahr 2023 verwies die ASB-Vorsitzende auf das breite Aufgabenspektrum der Hilfsorganisation hier in der Region. Zwei stationäre Pflegeeinrichtungen (Schwendi und Laupheim) mit jetzt insgesamt 135 Plätzen betreibt der ASB. Außerdem wurden vom ambulanten Pflegedienst mehr als 100 Menschen betreut.
Der Rettungsdienst agierte von den Rettungswachen Orsenhausen, Schwendi und Riedlingen aus. Die beiden letzten Standorte sind mit einem Notarztfahrzeug besetzt, in Riedlingen konnten im vergangenen Jahr hierfür neue Räumlichkeiten bezogen werden. Die Dienste Hausnotruf, das Essen auf Rädern und der Rettungshundezug vervollständigen das ASB-Portfolio, zu dem auch die Betreuung von zwei Wohnanlagen mit 77 Wohnungen gehörte. Bei der Erfüllung der Aufgaben bekam der ASB wie schon im Jahr 2022 die Teuerungsraten bei Energie, Material und Lohnkosten zu spüren. Die Kunden würden zu Recht die stetige Preissteigerung bei den Leistungen anmerken, „aber dies ist der Entwicklung geschuldet, es tut uns leid“, bat Seichter-Mäckle um Verständnis. Der ASB sehe sich zunehmend in der Herausforderung, seine Leistungen kostendeckend zu erbringen.
In diesem Zusammenhang erwähnte sie, dass dem ASB der Fachkräftemangel im Rettungsdienst und in der Pflege Kopfzerbrechen bereitet. Zunehmend müssten Leiharbeitskräfte – sie kosten doppelt so viel wie Stammmitarbeiter – eingesetzt werden, um den Regelbetrieb zu sichern. Insbesondere bei der Pflege sieht die ASB-Vorsitzende die Gefahr, dass viele Pflegeheime nicht mehr betrieben oder neue gar nicht mehr gebaut werden können, „Pflege wird zum Luxusartikel“. Die Politik müsse die Problematik endlich erkennen.
„Wir brauchen einen neuen Plan“, appellierte auch ASB-Geschäftsführerin Roswitha Ruf an die hohe Politik, die Augen vor einer drohenden Versorgungskrise in der Pflege nicht zu verschließen. Mit zu wenig Personal, immer mehr pflegebedürftige Menschen zu versorgen, „dieses Problem löst sich nicht von alleine und irgendwie“, sagte Ruf. Den knapp 100 Anwesenden präsentierte sie statistisches Zahlenmaterial zu den Jahresaktivitäten 2023. Die Belegungsquote lag bei den Pflegeheimen in Schwendi bei 99,2 und in Laupheim bei 92,7 Prozent. Pflegebedürftige Bewohner wurden an insgesamt 34.387 Belegungstagen beherbergt. In der Einrichtung in Laupheim musste zeitweilig ein Belegungsstopp wegen Personalmangel verhängt werden, „es gab aber zu keinem Zeitpunkt Pläne, das Pflegeheim dort aufzugeben“, versicherte Roswitha Ruf.
Der ambulante Pflegedienst führte 17.071 Hausbesuche (im Schnitt 47 pro Tag) durch; 110 Kunden wurden dabei versorgt. Die beiden Tagespflegen in Orsenhausen und Laupheim hatten auch 2023 noch schwer mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen. Eine Belegung von 52 und 60 Prozent reichte nicht für eine wirtschaftliche Betriebsführung. Ende 2023 wurden deshalb beide Einrichtungen zusammengelegt, und zwar am Standort Orsenhausen, „wir freuen uns über eine positive Entwicklung“.
Im zweitstärksten Bereich beim ASB, dem Rettungsdienst, summierten sich die Einsätze auf 1377. Bei 1567 Notarzteinsätzen waren ASB-Notfallsanitäter zur Hilfeleistung vor Ort. Der Krankentransport leistete im vergangenen Jahr 2.096 Fahrten, etwa sechs pro Tag. Der Bereich Essen auf Rädern, der vor kurzem eingestellt wurde, lieferte 2023 noch 40.877 warme Mahlzeiten an die Türen der Kunden. Das Hausnotrufsystem war im letzten Geschäftsjahr in 231 Haushalten installiert. Die Breitenausbildung in Erster Hilfe nahmen 1066 Personen bei 79 Kursen in Anspruch. Zudem wurden 360 Kinder in 16 Kursen geschult, dabei konnten elf neue Schulsanitäter gewonnen werden. Für den Freiwilligendienst beim ASB haben sich neun Personen gemeldet.
Insgesamt ist die Mitarbeiterzahl rückläufig. 214 waren es im Jahre 2023, bei jedoch gleichzeitig stark ansteigenden Personalkosten. Knapp über 6,9 Millionen Euro (und damit bei weitem der größte Posten) betrugen die Personalkosten beim ASB, 533.522 Euro mehr wie im Jahr zuvor. Schatzmeister Jürgen Rohmer bezifferte die Gesamtausgaben auf 10.882.738,73 Millionen Euro. Die Einnahmen von 10.643.821,83 Euro verrechnet, ergibt sich beim Betriebsergebnis ein Minus von 238.916,90 Euro. Dieser Betrag wird der Eigenkapitalrücklage entnommen.
Durch Sparmaßnahmen und Haushaltsdisziplin konnte der ASB den Haushaltsplan 2023 fast genau einhalten, berichtete Josef Arzt von der dreiköpfigen Kontrollkommission. Diese bescheinigte dem ASB in ihrer Gesamtbeurteilung geordnete wirtschaftliche Verhältnisse und die satzungsgemäße Verwendung der Finanzmittel.